14. Das westelbische Tiefland.
277
Wo liegt die grohe Heide Niedersachsens?
Die große Heide Niedersachsens breitet sich zwischen Elbe, Aller und Weser
aus. Sie erstreckt sich von dem Waldgebiete der Göhrde ununterbrochen in
nordwestlicher Richtung bis in die Gegend von Bremen und Stade.
Inwiefern gehört diese Gegend zu den Heidegebieten?
Die große Heide Niedersachsens ist eine niedrige Hochebene, die sich
fast unabsehbar ausdehnt und die den größten Teil des Jahres in ein
düsteres Grau gekleidet ist. Die unscheinbare Heidepflanze, die der ganzen
Landschaft ihren Namen gegeben hat, überzieht weite Strecken und verleiht
der Natur ein ernstes und strenges Aussehen. Eingestreut in den Heide-
teppich findet sich jedoch noch manches andere Pflcinzchen. Da schmiegt sich ge-
nügsam der immergrüne Heideepheu an den Boden an und überzieht das Nackte
und Kahle mit einem dichten, grünen Teppich. Über die Abgründe, die das
Torfmoos trügerisch verdeckt, klettert die Moosbeere, deren rote, wohlschmeckende
Beeren gar leicht den Unkundigen dazu verlocken, den unsicheren Boden
zu betreten. Aus dem Gestrüpp des Heidekrauts hervor lugen das rosen-
rote Heideröschen und das goldgelbe Sandröschen, die Schwestern des
Edelweiß der Alpen. Da leuchtet weiter die goldgelbe Blüte des Besen-
stranchs uns entgegen, der in der weiten Einsamkeit dem Heidepslänzchen
Gesellschaft leistet. Wo aber ein Fleckchen von der Heide und ihren Schwestern
frei gelassen worden ist, da hat sich die Renntierflechte festgesetzt. Mit ihren
aschgrauen, mannigfaltig verzweigten Stämmchen und Stempelchen bedeckt
sie den graueu Saudboden. Aus dem weiten Heidemeer ragen hier und da
einzelne dunkle Gestalten empor, deren Kegelform uns an die Pyramiden
der Wüste erinnert. Es sind Wacholderbäume, die wie eine sestgeschlossene,
steife Masse ohne Gliederung erscheinen.
In diesem Walde von Heidepflanzen. Besenstrauch und Wacholder herrscht
ein geschäftiges Leben und Treiben. Überall ist ein wunderbares Summen
und Surren, Schwirren und Tummeln bemerkbar. Es rührt von den
zahllosen Insekten her, die in der Heide gastliche Aufnahme gefunden.
Millionen von Bienen durchschießen pfeilschnell die Luft, umschwärmen die
rosenroten Blütenglöckchen der Heidepflanzen oder die goldgelben Blüten des
Besenstrauchs; saugen rastlos den süßen Nektar und kehren dann schwer-
beladen in ihren Stock zurück. Aber nicht Bienen allein beleben die Heide.
In zahlloser Menge slattern prächtige Blünlinge und Feuerfalter von Blume
zu Blume und nippen gleich den Bienen von dem köstlichen Naß der Blüten.
Buntschillernde Libellen gaukeln im Sonnenschein; Grillen und Heimchen
singen ihre Weisen; brauuslügelige Heuschrecken hüpfen surrend über den
Sandboden. Grün und grau gepanzerte Sandlaufkäfer eilen über den Heide-
boden und suchen Beute; in flachen Sandgruben lauert der Ameisenlöwe
den emsigen Ameisen auf, und unter dem Heidekraute hat die blutgierige
Erdspinne ihre Netze ausgespannt, um die houigbeladeuen Bienen zu fangen.
In den Wacholderbüschen aber nistet die Heidelerche, während unter den
Büschen die Hasen eine Zufluchtsstätte finden.
296 Hi. Abschnitt. Die Landschaften und Staaten Norddeutschlands.
Wie kommt es, daß das Wattenmeer zwischen der Küste
und den Inseln so seicht ist? Ter Boden des Wattenmeeres ist ehe-
maliges Land. Der Boden war früher ebenso hoch als die Küste. Tie
Fluten des Meeres haben aber das Land zum Teil abgespült, so daß es
jetzt vom Wasser bedeckt ist.
Welches Aussehen zeigt das Wattenmeer zur Ebbezeit?
Eine graue Fläche breitet sich vor uns aus, teils Sand, teils fetter Schlick,
in dem die Sonne sich spiegelt. Keine Spur von Pslanzenwnchs; nur
Haufen von Algen (Vorzeigen!) oder Seegras liegen hier und dort zerstreut
umher. Das Wasser strömt in zahlreichen Prielen (Furcheu zwischen den
Sandbänken die Fortsetzungen der Ströme) der Mitte zu. Einzelne Schisse,
die von der Ebbe überrascht wurden, liegen ruhig da. Schweigsam lasse»
sich Scharen von Strandvögeln auf dem Meeresboden nieder. Da erblicken
wir die Silbermöve mit dem weichen Gesieder und dem grauen Kopfe, die
kleine Seeschwalbe mit den zierlich geschweiften Flügeln, die rotbeinigen
Austernfischer, die Tüten und die Regenpfeifer mit dem goldenen Kragen
am Halse. Allerlei Getier ist vom ablaufenden Wasser überrascht worden.
Ängstlich laufen Krebse hin und her, um in irgend welcher Spalte Schutz,
zu finden; auf dem feuchten Sande und Schlamme wimmelt es von Würmern
und klaffenden Muscheln. Da findet sich auch der Mensch ein, um an dem
Raubzuge teilzunehmen. Kinder und Frauen sammeln Muscheln u. dergl.,
während die kräftigen Fischer ihre Körbe und Netze auswerfen, um Krabben.
Krebse und allerlei Fische zu fangen. Dann und wann eilt ein Fußgänger
über das Watt, um von einer Insel zur aitderu zu kommen; ja zuweilen
fährt sogar ein Wagen über den bloßgelegten Meeresgrund dahin.
Inwiefern bildet das Wattenmeer für die Schiffahrt
eine große Gefahr? Die Schiffe können sehr leicht auf den Grund
geraten, von den stürmischen Wogen erfaßt und an die Küste geschleudert
und so zum Scheitern gebracht werden.
Wie hat man wohl diese Gefahren zu mildern gesucht? Um
den Schissen den Weg nach der Küste zu zeigen, hat man allerlei Vorsichts-
maßregeln getroffen. Man hat z. B. die Fahrrinnen durch allerlei See-
zeichen, z. B. durch Tonnen, Stangen, Besen u. dergl. abgesteckt (vergl. die
Wegzeichen am Rande der verschneiten Straßen!) An verschiedenen Stellen
(Beispiele!) hat man Leuchttürme errichtet, deren helles Licht den Schiffern
in dunkler Nacht ein sicherer Führer nach der Küste hin ist. Trotz der
mancherlei Vorsichtsmaßregeln, ereignen sich doch noch zahlreiche Schiff-
brüche. Um den Schiffbrüchigen Hilfe leisten zu können, sind viele Rettuugs-
stationen errichtet worden, von denen Rettungsbote zur Hilfe ausgesandt
werden.
Wodurch sind wohl die beiden Städte Hamburg und Bremen
so groß geworden? Beide Städte weisen eine überaus günstige Lage auf.
An dem Unterlaufe eines großen schiffbaren Stromes gelegen, sind sie nicht
nur für die großen Seeschiffe zugänglich, sondern sind auch mit dem Innern
Teutschlands verbunden. Diese günstige Verbindung mit dem Innern des
Reichs wird noch durch zahlreiche Eisenbahnlinien wesentlich erhöht. Dadurch
sind die beiden Städte Teutschlands größte Seehandelsplätze geworden.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier]]
4 Erster Abschnitt. Die Germanen behaupten im Kampfe gegen die Römer ihre Freiheit.
B. Wort- und Sacherklärungen.
1. Elenn, eine Hirschart, die jetzt in Deutschland nur noch an einer Stelle wild zu finden ist, im Forste Jbenhorst, Kreis Memel in Ostpreußen. Das Elenn hat die Größe eines Pferdes, einen sehr kurzen Hals, hohe schlanke Beine und ein gewaltiges, vom Grunde aus schaufelförmiges Geweih.
2. Auerochs oder Ur, eine Rinderart, die jetzt nur noch im Walde von Bia-lowicz in Littanen auf Befehl des russischen Kaisers gehegt wird. Es ist das größte und stärkste in Europa wild lebende «Säugetier. Die Haare des Stiers sind vorn mähnenartig verlängert und geben dem Tiere in Verbindung mit den gewaltigen, zwar kurzen aber dicken, glänzend schwarzen Hörnern ein wildes und trotziges Aussehen.
3. Met, ein Getränk, welches aus Honig und Wasser gemischt und in Gärung versetzt wurde, so daß dasselbe die berauschende Kraft des Weines erhielt.
C. Benutzung des Lesebuches.
Lesebuch von Gabriel und Snpprian, Ausgabe B. Ii Nr. 4: „Wie es um Christi Geburt in einem deutschen Hause ausgesehen hat."
D. Anmerkung für den Lehrer.
Das Wort „Germanen" ist jedenfalls ans einer Zusammensetzung von „ger" und „man" entstanden, bedeutet also, „Männer des Ger", Männer des schweren Wurfspieß, im weiteren Sinne Männer des Angriffs, des Kriegssturmes. Ebenso nannten stch nach ihrer gefürchteten Waffe die Saxonen und die Franken. Beispiele der Namenbildung mit ger — Gerhardus, Gerliud, Gerold u. a. m., mit man — Carlman. Norman, Alaman und zahlreiche andere. — Eine eingehende Abhandlung über den Namen „Germanen" ist: „Der deutsche Name Germanen und die ethnographische Frage vom linken Rheinufer. Eine historische Untersuchung von Prof. Dr. Watterich." (Paderborn, F. Schöningh. Preis 2,20 M.) —
§ 2. Hermann, der Befreier Germaniens.
A. Erzählung, a) Vorbereitung.
Im Wesergebirge, dort wo Lippe und Ems ihre Quellen haben, erhebt sich 3/4 Stunden südwestlich von der Stadt Detmold ein 388 m hoher, ziemlich alleinstehender Berg, der aus Sandstein besteht und nach Westen steil abfällt. Auf diesem Berge, der den Namen Grotenburg führt (d. i. „großer
Berg"), erhebt sich ein großartiges Denkmal. Aus einem von Säulen getragenen
Kuppelbau steht ein gewaltiges ehernes Heldenbild. Die Linke desselben ist auf den Schild gestützt; die Rechte hält das riesige Schwert erhoben. Auf demselben stehen die Worte:
„Deutsche Einigkeit meine Stärke,
„Meine Stärke Deutschlands Macht
Was hat der Held gethan, dem dies herrliche Denkmal gebaut ist, und wodurch hat er sich den Dank der Nachwelt verdient? Er heißt Hermann,
und ein deutsches Gedicht singt von ihm:
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil]]
Extrahierte Personennamen: Elenn Auerochs Gabriel Christi Gerhardus Gerold —_Carlman Norman F._Schöningh Hermann Hermann
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Memel Ostpreußen Europa Paderborn Germaniens Wesergebirge Detmold Deutschlands
202 Sechster Abschnitt. Von dem Auftreten Luther's bis zur Beendigung rc.
Pferdeställen und Marketenderhäusern gemacht und die Altäre besudelt. Ach Gott! wie jämmerlich steht's auf den Dörfern! Man wandert bei zehn Mellen und siehet nicht einen Menschen, nicht ein Vieh, nicht einen Sperling, wo nicht an etlichen Orten ein alter Mann, eii\ verlassenes Kind oder ein paar alte Frauen zu finden sind. In allen Dörfern liegen die Häuser voller Leichname und toter Tiere, Mann, Weib, Kinder und Gesinde, Pferde, Schweine, Kühe und Ochsen neben- und untereinander, von der Pest und dem Hunger erwürget, voll' Maden und Würmern, und sind von Wölfen, Hunden, Krähen, Raben und anderen Vögeln gefressen worden; denn da ist niemand gewesen^ der sie begraben, beklaget und beweinet hat. So groß ist die Not gewesen, daß die Menschen sich angefallen, geschlachtet und' gegessen haben, daß die Armen in den Schindergruben Stücke von Aas geschnitten, die Knochen zerschlagen und mit dem Marke das Fleisch gekocht, das schon voll Würmer gewesen.
(Aus Batkin's „exidium Germaniae“, mit Änderungen und Kürzungen.)
<l) Danklied für den Frieden.
Gottlob, nun ist erschollen, wer dich betrübt und kränket.
Das edle Fried' und Freudenwort, Der druckt ihm selbst den Pfeil
Daß nunmehr ruhen sollen Des Herzleids in das Herze
Die Spieß' und Schwerter und ihr Mord. Und löscht aus Unverstand wohlauf und nimm nun wieder Die güldne Freudenskerze
Dein Saitenspiel hervor, Mit seiner eignen Hand.
Cd Deutschland! und sing Lieder
Im hohen vollen Chor. Das drückt uns niemand besser
(Erhebe dein Gemüte In unsre Seel' und Herz hinein,
Und danke Gott und sprich: Als ihr zerstörten Schlösser '
Herr, deine Gnad' und Güte Und Städte voller Schutt und Stein;
Bleibt dennoch ewiglich! Ihr vormals schonen Felder,
Mit frischer Saat bestreut,
Sei tausendmal willkommen, Jetzt aber lauter Wälder,
Du teure, werte Friedensgab'! Und dürre, wüste Heid';
Jetzt sehn wir, was für Frommen Ihr Gräber, voller Leichen
Dein Beiunswohnen in sich hab'. Und tapfrem Heldenschweiß
3n dich hat Gott versenket Der Helden, deren gleichen
All unser Glück und Heil; Aus Erden man nicht weiß. —
(^cttts Herhardt.)
Zusammenstellung der wichtigsten Merkstoffe ans Abschnitt Vi }n einer kleinen Tabelle.
A. Begründung der Reformation:
1483, 10. November, Geburtstag Luther's.
1505. Luther geht ins Kloster.
1508. Luther in Wittenberg.
1517. Die 95 Thesen gegen den Mißbrauch des Ablaß.
1520. Luther wird in den Bann gethan.
1521. Reichstag zu Worms.
(1525. Der Bauernaufstand in Deutschland.)
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
Extrahierte Personennamen: Gott
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Wittenberg Worms Deutschland
- 38 —
Löwe, Tiger, Strauß, Kondor, Schlangen, Krokodile usw.), und die
Menschen haben eine mehr oder weniger dunkle Hautfarbe (Neger).
In der gemäßigten Zone sehen wir die Sonne niemals senkrecht über
uns. Je größer die Entfernung vom Äquator, desto größer ist auch der
Unterschied zwischen Tag und Nacht, und desto länger wird die Dämmerung.
Das Jahr scheidet sich in vier Jahreszeiten. Je mehr man sich dein
Polarkreis nähert, desto spärlicher und kleiner werden die Pflanzen. Reißende
Tiere sind nur selten, den größten Teil der Säugetiere hat der Mensch
zu Haustieren gemacht. Die Vögel sind weniger bunt, aber sangreicher,
gistige Insekten verschwinden mehr und mehr. Der Mensch ist hellfarbiger.
In der nördlichen gemäßigten Zone ist der eigentliche Sitz geistiger Bildung.
In der kalten Zone währt der Sommer nur kurze Zeit, der Winter
dauert desto länger und ist von großer Kälte begleitet. Unter den Polar-
kreisen währt der längste Tag 24 Stunden und nimmt polwärts zu, bis
Fig. 18. Eisberge im Nordlicht. Bild aus der kalten Zone.
er unter den Polen selbst eine Dauer von 5 Monaten erreicht, worauf eine
ebenso lange Nacht folgt. Die langen Polarnächte werden jedoch durch die
Dämmerung bedeutend abgekürzt und bisweilen durch die Erscheinung des
Nordlichtes unterbrochen. In der kalten Zone herrscht eine Ruhe der
Atmosphäre, welche m den gemäßigten Zonen unbekannt ist; es gibt keine
Gewitter, keinen Hagel, selten einen Sturm. Die Pflanzen werden immer
spärlicher, zwerghafter und unscheinbarer, Moose und Flechten sind vor-
herrschend. Auch die Tierwelt schrumpft mehr zusammen und beschränkt
sich auf einige wenige Arten (Renntiere). Die Menschen sind klein und
unscheinbar und stehen auf einer tiefen Stufe geistiger Bildung (Eskimos).
Obschon die geographische Breite eines Ortes sein Klima hauptsäch-
lich bestimmt, so ist dies doch nicht allein von derselben abhängig, denn
Orte von gleicher Breite haben nicht immer dasselbe Klima. Es tragen
zu dieser Verschiedenheit bei: die verschiedene Höhe über dem Meeresspiegel,
die größere oder geringere Entfernung vom Meere, die Bodenbeschaffen-
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
21
Ii. Afrika,
der unbekannteste Erdtheil, liegt größtentheils in der heißen Zone. Mit Asien
hängt Afrika durch die Landenge von Suez zusammen, und an der Meer-
enge von Gibraltar nähert es sich unserm Erdtheile am meisten. Die ganze
Südhälfte ist ein ungeheures Hochland, Hochafrika, mit zwei vorspringen-
den Gebirgsländern, dem Alpenland v o n H a b e s ch im O. und H o ch-
s u d a n mit dem Konggebirge im W. Zwischen beiden liegt das F l a ch-
land Sudan. Nördlich von Hoch- und Niedersudan zieht sich die Wüste
Sahara vom atlantischen Meere bis zum Nil. Nördlich von derselben
am Mittelmeere erhebt sich das A t l a s g e b i r g e; von dem das Hochland
von B a r k a nur durch einen schmalen Wüstenstreif abgetrennt ist.
Die bedeutendsten Flüsse des Erdtheils kommen von Hochafrika. So
der Nil, der aus dem weißen (Bahr el Abiad) und blauen (Bahr el
Azrek) zusammengeströmt und auf seinem ganzen Unterlaufe von 300 Meilen
gar keinen Nebenfluß erhält. Außerdem merken wir den S e n e g a l,
Gambia, Nigir, Saire oder Eongo und Oranjefluß zum
atlantischen, den S a m b e s e zum indischen Ocean.
Das Klima Afrikas ist das heißeste auf der Erde, das nur an den
Küsten durch die Seewinde und in den Tafel- und Gebirgsländern durch
die Erhebung des Bodens etwas gemildert wird. In der Sahara können
Eier in dem von der Sonne erhitzten Sande gesotten werden. Doch sind die
Nächte meist kalt, da die Wärme sehr rasch gegen den wolkenlosen Himmel
ausstrahlt. Es giebt nur zwei Jahreszeiten, eine nasse und eine trockene (um
den Aequator zwei nasse und zwei trockene). Furchtbare Gewitter eröffnen
die Regenzeit, in der die Flüsse regelmäßige Überschwemmungen verursachen
und große Seen entstehen, die dann in der regenlosen Zeit wieder austrocknen.
Die Pfanzenwelt Afrikas ist eine überaus reiche und mannigfaltige
(Affenbrotbaum, Ebenholzbaum, Dattelpalme, Kaffee, Gewürze), die Thier-
Welt ebenfalls prachtvoll entwickelt und großenteils dem Erdtheile eigen-
thümlich (Löwe, Leopard, Giraffe, Kameel, Elephant, Nashorn, Nilpferd,
Zebra, Affen, Strauß, Flamingo, Ibis, Papageien, Krokodil, Schlangen,
prachtvolle Schmetterlinge und Käfer, Termiten).
Der Mensch gehört indem nördlichen Theile der kaukasischen, in dem
übrigen Afrika der Negerrace an. Zum Ehristenthume bekennen sich nur
wenige, mehr zum Islam, die meisten sind Heiden. Die Zahl der Be-
wohner Afrikas ist unbekannt. Wir betrachten nun noch kurz die wichtigsten
Theile Afrikas.
1. Die Länder am Nil.
a) Habesch, ein überaus fruchtbares, von einem schönen, kraftvollen
und geistig gewandten Menschenschlage bewohntes Land. Hauptstadt Gondar
in reizender Lage, 15,000 Einwohner.
1?) Nubien. Die reiche Bewässerung und die tropischen Regen schaffen
im südlichen Theile einen üppigen Pflanzenwuchs; das übrige Nubien ist
dürr und unfruchtbar. Zahlreiche, zum Theil prächtige Ruinen zeugen von
der Bildung der Bewohner im hohen Alterthume. Städte: Dongola,
8000 Einwohner; Chartum am Zusammenfluß des weißen und blauen
Nil, 40,000 Einwohner, Hauptsclavenmarkt und Handel mit Elfenbein.
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
Extrahierte Personennamen: Hochafrika Dongola
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Afrika Suez Hochafrika Niedersudan B_a Gambia Afrikas Sahara Afrikas Ebenholzbaum Afrika Afrikas Afrikas Nubien Nubien
134 Xxii. Die Geschichte der Heimat im Unterrichte.
brausten, dann stürzten oft die abgestorbenen Baumriesen krachend zu Boden.
Dort vermoderten sie, und junge Bäume wuchsen an ihrer Stelle empor.
So wurde der Wald zu einer oft schwer zugänglichen Wildnis. In wald-
reichen Gegenden fallen mehr Niederschläge als in waldarmen. Da das
dichte Blätterdach die Sonnenstrahlen selten auf den Waldboden fallen ließ,
so blieb der Boden lange feucht, und es herrschten häufige Nebel.
b) Flüsse. Im Unstruttal? und an den Ufern der Salza breitete sich
an manchen Stellen auch Urwald aus. Er war von Wiesen unterbrochen.
Dazwischen floß die Unstrut raschen Laufes dahin. In sie ergoß die Salza
ihr silberklares Waffer. An der Unstrut gab es noch keine Dämme. Zur
Zeit des Hochwassers überschwemmte sie oft das Tal. An den tiefgelegenen
Stellen blieb das Wasser lange stehen. Da bildete sich sumpfiges Riedland.
Auf diese Weise sind das Gänseried, das Jakobiried, das Gotternsche Ried
u. a. entstanden. Häufig bahnten sich die Wogen der Unstrut zur Zeit des
Hochwassers ein neues Bett. In den alten Flußarmen wuchsen bald Schilf
und Rohr.
c) Tiere. Scharen wilder Enten nisteten daselbst. Ihnen lauerte
der listige Fuchs auf, der im Bergwalde seine Höhle hatte. In dem fisch-
reichen Wasser der Unstrut fand der Fischotter reiche Beute. An ihrem
Ufer baute der Biber seine künstlichen Wohnungen. Gegen Abend nahten
sich dem Wasser mancherlei Tiere, um dort zu trinken. Aus dem Walde
kam vorsichtig nach allen Seiten spähend das Elen. Es war ein riesiger
Hirsch mit schaufelfövmigem Geweih. Langsam trottete der gewaltige
Ur oder Auerochse zur Tränke. Auf seinem dicken Kopfe saßen zwei kurze
aber kräftige Hörner von schwarzer Farbe. Eine zottige Mähne zierte Hals
und Brust. Sie gab dem Tiere ein wildes, trotziges Aussehen. In den
düsteren Wäldern heulten beutegierige Wölfe. Dort brummte auch der
plumpe Bär. In hohlen Bäumen suchte er nach dem süßen Honig der
Bienen, die dort ihre Wohnung aufgeschlagen hatten.
ä) Feld. Auf dem Homburger Felde, dehnten sich Gersten- und Hafer-
breiten aus. Roggen und Kartoffeln kannten unsere Vorfahren in jener
Zeit noch nicht. Ein Teil des Ackers war mit Futterkräutern bestellt,
während ein großes Gebiet unbebaut da lag. Es bildete Brachland. Man
düngte nämlich nicht; deshalb trug der Acker nach einigen Jahren nicht
mehr so reichlich. Damit er sich wieder erholen konnte, ließ man ihn mehrere
Jahre unbestellt liegen. Die Äcker waren nicht das Eigentum eines einzelnen
Besitzers, sondern sie gehörten der Markgenossenschaft. Diese wurde von
allen Hofbesitzern gebildet, die am Ufer der Salza und in der näheren Um-
gebung wohnten. In jedem Jahre wurde das Land neu verteilt, und jeder
Hofbesitzer erhielt einen Teil des Ackers zur Benutzung.
e) Herden. Auf den Unstrutwiesen weideten Rinder- und Pferde-
Herden. Die Tiere waren aber klein und unansehnlich. In den Buchen-
Wäldern, welche die Heilinger Höhen, den Langen Hög und die Gegend um
den Pfannenhügel bedeckten, fanden die Schweineherden der Bewohner reiche
Nahrung. Gegen Abend wurden die Herden von ihren Hirten in die Um-
zäunungen oder in die Ställe getrieben, welche sich bei den Häusern der
Bewohner befanden.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
174
Vierter Teil. Kurze Erläuterungen etc.
Schildpatt, auch Scliildkrot genannt, die Rückenschale der Karett-
schildkröte; Schildpatt ist meist braun mit schwarzen Flecken, horn-
artig. Südsee-Inseln, Deutsch-Ostafrika, Süd-Amerika. Verwendung:
Schmucksachen.
Trepang oder Seegurke, eine Meerespflanze, die an den Gestaden
der Südsee-Inseln gesammelt und getrocknet wird. Nach China aus-
geführt, wo sie als Leckerbissen verzehrt und mit Gold aufgewogen
wird.
Wolle, das Haarkleid des Schafes. Die feinste Ware ist die
Lammwolle. Je nachdem die Schur zum i. oder zum 2. Male geschieht,
unterscheidet man einschurige und zweischurige Wolle. Ausfuhrländer :
Australien, das Kapland und Süd-Amerika.
5. Die nordischen Gebiete Nordamerikas.
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deckter Gang, der bei Tage offen ist und nachts durch Eisstücke, die in jeder
Wendung des Ganges aufgestellt werden, gegen die Kalte geschützt wird.
Durch Steinlampen, die sie mit Seehundsfett füllen, erleuchten sie die Hütte;
diese Lampen spenden aber gleichzeitig auch soviel Wärme, daß sie ihre Kleider
und Stiefel trocknen können.
Wie erwerben die Eskimos ihren Unterhalt? Die Eskimos sind
Jäger und Fischer. Auf ihren 4 m langen, aber sehr schmalen (60 cm)
Kähnen, die mit Robbenfell ganz überzogen sind, fahren sie auf die Jagd.
Mit zwei Ruderschaufeln gerudert, fliegen diese Kähne so schnell im Wasser
dahin, daß sie mit Leichtigkeit die Tiere verfolgen und in die Enge treiben
können. Speer und Bogen, die sie mit Geschick zu handhaben verstehen,
sind ihre Waffen. Im Winter benutzen die Eskimos den Schlitten, der von
Eskimohunden, die gezähmten Wölfen gleichen, gezogen wird. Äuf ihren
Jagdzügen stellen sie dem Renntier und dem Eisbär, dem Seehund und
dem Walroß nach; am umfangreichsten wird jedoch die Seehundsjagd be-
trieben. Der Seehund gibt ihnen ja alles, was sie zu ihrem Lebensunter-
halte gebrauchen. Fleisch und Tran dienen zur Nahrung; mit deu Fellen
kleiden sie sich; aus ihnen bereiten sie ihre Lagerstätten, mit Seehundsfellen
bedecken sie ihre Zelte und Kähne. Speck und Tran spenden ihnen Licht
und Wärme in den langen, kalten Wintertagen. Aus den Knochen bereiten
sie sich mancherlei Werkzeuge.
Zusammenfassung: Grönland, die große Eiswüste mit grünem
Küstensaum.
4. Bodenkultur und Bodenerzeugnisse. 4. Erzeugnisse.
5. Bodenschätze und Industriezweige. 5. Bewohner.
6. Städte.
7. Handel und Verkehr.
Verknüpfung:
Wie kommts, daß Canada in seiner Kulturentwicklung hinter der
nordamerikanischen Union zurückgeblieben ist?
1. Inwiefern hat Canada in seiner Kulturentwicklung mit
der Union nicht Schritt gehalten?
a) Die Bodenkultur wird in sehr geringem Maße betrieben; kaum %
der gesamten Bodenfläche wird zum Ackerbau benutzt.
d) Der Bergbau ist nur gering entwickelt; ein großer Teil der Boden-
schätze wird noch nicht abgebaut.
Rückblick und Zeichnung.
Die nordischen Gebiete Nordamerikas.
(Canada und die Inselwelt des Eismeeres.)
A. Canada.
1. Lage und Ausdehnung.
2. Bodenform.
3. Flüsse und Seen.
1. Lage der Inselwelt.
2. Glieder der Inselwelt.
3. Klima.
B. Die Inselwelt des Eismeeres.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
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Afrika,
prächtige Lianen umschlingen die Banmriesen. ranken von Baum zu Baum
und verweben Stämme und Kronen zu einem undurchdringlichen Dickicht.
„In dieser urgewaltigen Baumwelt herrscht ein bewegtes Leben und
Treiben. Affen von verschiedener Größe und Farbe klettern in den dunklen
Baumkronen umher, und durch das dichte Gezweig hüpfen zahllose in allen
Farben schimmernde Vögel. Dort hüpft die stahlblaue Glanzdrossel ge-
schäftig von Ast zu Ast: aus dem dichten Dorngebüsch leuchtet die karminrote
Brust des Würgers; hoch auf den Wipfeln sitzt der Nashornvogel und
läßt sein eintöniges Geschrei erklingen; dazwischen schallt das Rucksen der
Erdtauben, das wilde Kreischen der Papageien und das Hämmern der
Spechte. Am Boden sucht der kleine Webervogel Gras und Wolle, um
sein künstliches Nest zu bauen. In den Wipfeln haben Geier und Adler ihre
Horste aufgeschlagen und ziehen von dort zur Jagd aus; blaugraue Sperber
streifen über die Lichtungen; Eulen und Kauze huschen durch die Zweige;
Bienenfresser lauern auf niedrigen Ästen auf Beute; Eisvögel jagen
nach Insekten und Finken, Goldammern, Lerchen, Bachstelzen,
Drosseln und Meisen singen und lärmen nach Herzenslust. Über den
Boden jagt der Wolf und verfolgt die geängstete Antilope; der kleine
blasse Fuchs schleicht vorsichtig durch das Gestrüpp und lauert auf Beute;
Panter und Leopard stellen den Tieren des Waldes nach; Springmäuse
und Ratten durchwühlen den Boden; Stachelschweine laufen rasselnd
durch den Wald; da durchbricht der Elefant das Dickicht des Waldes und
bahnt sich den Weg zur lichten Waldwiese; dort verteidigt sich der mächtige
Büffel gegen den blutgierigen Löwen, und das wilde Schwein kämpft
tapfer mit der Hyäne. Unter allen Büschen raschelt es von Eidechsen,
im hohen Grase schleichen Schlangen, in den Lachen quakeu Frösche und
in den Sümpfen kriechen Schildkröten. Prachtvolle Purpurkäfer schwirren
um Mimosen, schillernde Sandkäfer tummeln sich auf dem Sande; Lauf-
käser durchirren die Gräser und Wasserkäfer tanzen zu Hunderten in
den Lachen; Gold wespen durchschwirren die Luft; buntschillernde Schmetter-
linge umgaukeln die Blumen und Termiten und Heuschrecken aller Art
hüpfen und fliegen umher".
Auch die weiten Savannen im Innern des Sudans haben eine
mannigfaltige Pflanzen- und Tierwelt aufzuweisen. Die Steppe gleicht
einem reifen Getreidefelde; fast allerwärts ist sie mit manneshohen Gräsern
bedeckt; an verschiedenen Stellen werden diese sogar so groß, daß Giraffen
nur mit dem Kopfe herausschauen. Auf den weiten Grasebenen sind Bäume
in Gruppen und Hainen verstreut. Da bildet die Gummiakazie lichte Wal-
düngen, und erfüllt mit ihren balsamischem Dufte die Luft; zu ihr gesellt
sich die Sykomore und der gewaltige Boabab oder Affenbrotbaum, dessen
hohler Stamm einen Durchmesser von 7 m erreicht und der seine dicken
Äste nach allen Seiten aussendet und seine Krone mehr als 46 m steigen läßt.
Dazwischen sind lichtgrüne, fleischige Euphorbien bis zu Baumhöhe aufgerichtet
und die schlanke Ölpalme bildet weite Bestände. In dem ausgedehnten
Grasmeere weiden zahllose Herden von Rindern, Schafen, Kamelen
und Ziegen, die sich des Abends in den von Dornenhecken umschlossenen Hürden
sammeln. Schön gezeichnete Esel und gefleckte Giraffen, flinke Gazellen und
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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